
Hermann Honerbom kann sich noch gut an den Moment erinnern, in dem er die Nachricht vom ersten Corona-Lockdown im Frühjahr hörte: „Es war unvorstellbar, dass wir einfach das Licht ausmachen und den Laden abschließen sollten.“ Das seit 1828 bestehende Modehaus Cohausz in Borken hat in den knapp 200 Jahren seines Bestehens schon vieles erlebt – deshalb stand für die 9. Generation mit Hermann und Susanne Honerbom sofort fest: Wir lassen uns etwas einfallen.
“Wir haben die Situation gemeinsam getragen, alle haben sich eingebracht.”
Bereits vor 15 Jahren führte der Familienbetrieb eine Kundenkarte für Stammkunden ein und auf die bestehenden Kunden griffen die Unternehmer zurück. „Über WhatsApp und Social Media boten wir Bestandskunden unsere Ware an und brachten die Kleidung per Lieferservice zu den Menschen nach Hause. Ein Mitarbeiter war ausschließlich damit beschäftigt, die Ware auszuliefern und wieder abzuholen, die Größe oder Farbe zu wechseln.“ Auch der sich bereits im Aufbau befindende Online-Shop wurde schneller in Betrieb genommen als ursprünglich geplant. Hermann Honerbom blickt sehr dankbar auf die Unterstützung seiner 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zurück.

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Auch wenn er in diesem Jahr Einbußen hatte, im Vergleich Modehäusern in großen Städten sei er besser durch das Jahr gekommen, meint Hermann Honerbom.
Es kann auch ein Vorteil sein, nicht in einer so großen Einkaufsstraße wie Münster zu sein. Als die Läden wieder aufmachten, scheuten sich Menschen davor, in überfüllte Läden oder Straßen zu gehen. Mit 2000 m2 ist unsere Verkaufsfläche groß und erlaubt den nötigen Abstand. Wir haben gemerkt, dass wir sogar Kunden hinzugewonnen haben, die sonst zum Shoppen in größere Städte fahren.“ Die Corona-Zeit habe ein neues Bewusstsein dafür geschaffen, welche Angebote es direkt vor Ort gäbe.
Seit der Geschäftsgründung 1828 hat sich der Betrieb stetig verändert und vergrößert. Auch in diesem Jahr wurden Entscheidungen für die Zukunft getroffen: Tochter Katharina mit Ehemann Moritz stiegen im November in die Geschäftsführung ein und werden als 10. Generation das Modehaus Cohausz übernehmen. Außerdem wird die Kinderabteilung in ein separates Ladenlokal ausgegliedert und die Damen- und Herrenmode auf den bestehenden Flächen vergrößert.
Als Geschäftsführer haben Hermann und Susanne Honerbom im Alltag häufig keine Zeit, im Verkauf mitzuarbeiten. „Samstags stehe ich oft am Packtisch und meine Frau berät Kunden. Für meine Frau ist Mode eine Leidenschaft und es ihre größte Freude, wenn sie eine Kundin überzeugen kann, eine Farbe oder einen Stil anzuziehen, den sie vorher noch nie hatte. Das ‚Wow‘, wenn jemand aus der Kabine kommt und eine Veränderung sieht – das kann nur persönlicher Service und dafür stehen wir.“
